Das Sheng – Mundharmonika-Urururahn
Die Bluesharp ist ja doch relativ jung, wenn man von der Bauart und Tonbelegung des Instrumentes ausgeht. Mitte des 19. Jhndt, wird allgemein verbreitet, hat Joseph Richter ebendiese entwickelt und veröffentlicht. Das Instrument an sich ist aber viel älter…!
Dazu sei gesagt dass die Zugehörigkeit zu einer Instrumentengruppe mit der Tonerzeugung definiert wird. Ein Extrembeispiel ist da das Saxophon: zwar zu 99% aus Blech ist es doch ein Holzblasinstrument, da die Tonerzeugung mittels eines vibrierenden (Bambus-)Holzblättchen passiert. Und so ist das hier links zu sehende, etwas seltsame Instrument der Ururururahn der heutigen Mundharmonika, auch wenn optisch nicht der geringste Zusammenhang besteht.
Aber was ist das für ein Ding…?
Es ist ein Sheng, ein sehr altes chinesisches Instrument, erstmalig erwähnt ca. 1000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung (1000 Jahre “vor Christi”, nicht “vor Corona”… ;-)).
Im Grunde ist es eine Ansammlung von Bambusröhren, in denen jeweils eine Stimmzunge steckt – und das ist die Gemeinsamkeit mit der Mundharmonika. Das Sheng gehört also auch zur Familie der Durchschlagzungeninstrumente, die nach der Hornbostel-Sachs-Systematik zu den Unterbrechungs-Aerophonen zählen… 8-()
Aber jetzt genug mit Fremdwörtern und Theorie und ab zur Sache: Wie erwähnt steckt in jeder Bambusröhre eine frei schwingende Stimmzunge (jetzt Metal, früher eher Bambus o.ä.). Diese Bambusröhren habe jeweils ein Loch und stecken gemeinsam in einer Windkammer, also der silberne Topf unten im Foto. Mit dem Mundstück wird Luft in diese Windkammer geblasen, welche sich dann in den Bambusröhren verteilt und wieder über die Löcher in den Röhren entfleucht. Es sei den man schließt das Loch – und so wird das Sheng auch gespielt (oder so ;-)): Mittels schließen des jeweiligen Loches mit dem Finger/Daumen kann die Luft nur mehr durch die Stimmzunge nach oben entweichen, und die Stimmzunge wird dadurch zum Schwingen angeregt, was wiederum einen hörbaren Ton erzeugt. Und da der Mensch ja üblicherweise mehrere Finger hat lassen sich so auch Mehrklänge spielen – einfach mehrere Löcher zuhalten und schon klingen mehrere Stimmzungen. Das läßt sich auch Rhythmisch unterschiedlich gestalten, ist doch jede Stimmzunge in einem eigenen Rohr und somit auch unabhängig von den anderen Stimmzungen.
Ja, Orgelpfeifen-Vase goes Tin-Sandwich – 3000 Jahre vs 150. Aber freuen wir uns, die Bluesharp ist doch viel komfortabler und kleiner, und Bending dürfte mit dem Sheng auch nicht funktionieren… 😉
Natürlich gibt es auch heutzutage noch das Instrument und dementsprechende SpielerInnen, hier ein kurzes und durchaus unterhaltsames 😉 Erklärvideo:
Viel Spaß beim Video- und in die Vergangenheit-schauen, Euer Reynhard
Sheng-Foto: Seasonaldemand, wikipedia
Hallo zusammen, das Khaen ist ja so ähnlich, die Laos Version vom Sheng sozusagen, zu hören da: https://www.youtube.com/watch?v=N1jIzc6tMys
Hi Julian, thnx für den Link, das Instrument kannte ich noch nicht, schaut aber sehr ähnlich wie das Sheng aus. Und klingt auch ähnlich… 😉
Hallo Reynhard
Letztes Jahr habe ich einen solchen Sheng-Spieler hier in Dortmund im Konzerthaus gesehen. War ein tolles Konzert mit sehr bemerkenswerten und exotischen Melodien. Kann ich nur jedem empfehlen.
Schöne Grüße aus NRW!
Hallo Wes, da hast du Glück gehabt! Es ist schon hier und da einer der MeisterInnen unterwegs, ich habe es aber leider noch nie geschafft. Ich bin aber dran… 😉
Da kommt sicher der Begriff “Mundorgel” her… 🙂
😀